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27.09.2018: Neue Perspektiven für Langzeitarbeitslose

Durch Verknüpfung von Beschäftigungsförderung und Jugendhilfe wollen Jobcenter und SAB Familien mit besonderem Förderbedarf leichter ins Erwerbsleben bringen.

2018 09 27 Neue Perspektiven NWZ bigDie Geschäftsführerin der Agentur für Arbeit Göppingen, Thekla Schlör (rechts) und Karin Woyta, Geschäftsführerin der Staufen Arbeits- und Beschäftigungsförderung gGmbH (SAB) möchten in einem gemeinsamen Projekt Langzeitarbeitslosen neue Perspektiven geben. © Foto: Raisch

Die Konjunktur ist gut, die Arbeitslosen-Zahlen bewegen sich im Kreis nahe der Vollbeschäftigung. Das sei die Zeit, in der die Anstrengungen noch weiter intensiviert werden sollten, auch Langzeitarbeitslose in den Arbeitsmarkt zu bringen, betonen Thekla Schlör, Geschäftsführerin der Agentur für Arbeit Göppingen, Reinhard Matschi, Geschäftsführer des Jobcenters, sowie Karin Woyta, Geschäftsführerin der Staufen Arbeits- und Beschäftigungsförderung gGmbH (SAB).

Neben den Präventions-Bemühungen der Agentur für Arbeit, wie lebensbegleitende Berufsberatung oder abschlussorientierte Weiterbildung, möchte das Jobcenter zusammen mit der SAB auch Langzeitarbeitslosen neue Perspektiven geben, und mit ihnen und ihrem Umfeld Wege dorthin gehen. Oftmals sei das Problem vielschichtig und vererbt, erklären Matschi und Woyta. Entsprechend komplex müsse auch der Ansatz gewählt werden. Diese Familien – nicht selten bildungsfern – seien oft in einem Mikrokosmos eingeschlossen, sagt Thekla Schlör, Geschäftsführerin der Agentur für Arbeit in Göppingen. Um ihnen einen Ausweg zu ermöglichen, wenden die Projektpartner viel Zeit und Energie auf, um Überzeugungsarbeit zu leisten und Problemlagen zu erkennen und anzugehen. Etliche Aspekte seien dabei zu beachten, sagt Reinhard Matschi. Von der Kinderbetreuung über Gesundheitsfragen, Schuldnerberatung bis zur Suchtprävention. „Die Anforderungen sind ganz ­individuell“.
Dementsprechend reagieren die Partner des Programms Tandem II, das ebenfalls vom Land gefördert wird, auch in ihrem Netzwerk auf Problemlagen, binden entsprechende Stellen und Fachleute ein. „Wir müssen in die Familien rein und überzeugen“, betont Matschi. Dafür sei ein geeigneter Partner gesucht und mit der SAB gefunden worden. Das Jobcenter beauftragt die SAB mit der Durchführung und sorgt für die Finanzierung. Eine Förderung gibt es vom Land.

Eine lange Eingewöhnung in der Arbeitslosigkeit, womöglich geprägt durch ein entsprechendes Umfeld, müsse vielschichtig aufgebrochen werden, bestätigt Karin Woyta. Daher kämen die gesamten Familienstrukturen auf den Prüfstand, erklärt Reinhard Matschi. Dies sei für beide Seiten nicht leicht, aber ein wichtiger Baustein auf dem Weg zum Erfolg. Denn, man dürfe nicht nur den einzelnen sehen, sondern müsse das gesamte Umfeld in den Blick nehmen. Etwa bei der Stärkung der Erziehungskompetenz. Am besten würden Fortschritte durch gelebte Beispiele erreicht. Der Arbeitsplatz sei das Idealziel.

Auf dem Weg dorthin stünden allerdings zahlreiche Herausforderungen, die als Zwischenziele ebenfalls Erfolge bedeuteten, so Matschi weiter. Mitunter müsse selbst die sinnvolle Freizeitgestaltung erlernt werden, berichtet Woyta. Auch dies wird – mit Hilfe einer Spende – in Göppingen in Angriff genommen. Die Einbindung müsse stufenweise geschehen. Auch Rückschritte müssten akzeptiert werden, weiß Reinhard Matschi.

Wichtig sei, nicht zu überreden, sondern zu überzeugen, weist Agenturgeschäftsführerin Thekla Schlör abschließend auf ein zentrales Grundprinzip des Programms hin.

Familien werden durch das Jobcenter ausgewählt


Projektteilnehmer Am Standort Göppingen werden 12 „Bedarfsgemeinschaften“ betreut. 11 davon sind Alleinerziehende mit Kindern, bei 5 besteht ein Migrationshintergrund. 6 Erwachsene sind ohne berufliche Ausbildung. Von den 13 Erwachsenen und 24 Kindern werden derzeit im Projekt 9 Erwachsene und 18 Kinder betreut. Die Familien werden vom Jobcenter ausgewählt und vorbereitet. Wichtig sei die Bereitschaft der Teilnehmer, sich zu öffnen und sich einzulassen, so die Projektpartner.Langzeitarbeitslos ist, wer mindestens zwölf Monate durchgehend arbeitslos ist. Im Kreis GP sind das derzeit 1186 Personen. Zuletzt konnte auch hier ein Rückgang von 9,3 Prozent erreicht werden, was die Arbeitsagentur neben der derzeitigen Arbeitsmarktsituation auch auf die intensive Betreuung und Unterstützung zurückführt. Verstärkt werde auch der Ansatz der Prävention verfolgt, Langzeitarbeitslosigkeit soll gar nicht erst entstehen. Mit Hilfe von Bündnissen, Beratungen, Begleitungen und Weiterbildungen – sowie Initiativen wie Tandem II.Das Jobcenter ist die gemeinsame Einrichtung von Arbeitsagentur und Landkreis zur Betreuung der Hartz IV-Empfänger.

Quelle: Axel Raisch swp